Der Weltcup im lettischen Sigulda ist einer WM-Generalprobe definitiv würdig. Nicht nur, weil es der letzte Rennvergleich vor den Titelkämpfen Ende Jänner in Innsbruck-Igls ist, sondern weil im einzigen Eiskanal im Baltikum auch eine Team-Staffel und der Sprint-Bewerb gerodelt werden. Damit stehen am kommenden Wochenende alle sieben WM-Medaillenentscheidungen auf dem Programm.

Österreichs Olympiarodler sind nach ihren starken Leistungen von Königssee mit viel Selbstvertrauen und Appetit auf mehr nach Lettland angereist. Die Formkurve in Richtung Heim-Weltmeisterschaft zeigt stetig nach oben, dass wurde zuletzt im Berchtesgadener Land mit zwei EM-Medaillen, persönlichen Best- oder Saisonleistungen und sechs Top-10 Plätzen unterstrichen. In Sigulda werden die Karten neu gemischt, die Bahn erlaubt aufgrund der schnellen Kurven und vielen Richtungswechsel keine Verschnaufpause und ist technisch betrachtet noch anspruchsvoller als Königssee. Das sollte den Schützlingen von ÖRV-Cheftrainer Rene Friedl in die Karten spielen, allen voran Dauerbrenner Wolfgang Kindl.

Der Team-Vize-Europameister und EM-Dritte von Königssee hat an Sigulda seit der Weltmeisterschaft 2015 und dem Gewinn der Bronzemedaille beste Erinnerungen, daran kann auch der Patzer im letztjährigen Weltcup nichts ändern. In den bisherigen Trainings wusste Kindl, der als einziger der ÖRV-Herren-Einsitzer das WM-Ticket bereits in der Tasche hat, mit schnellen Zeiten zu überzeugen. Um die weiteren drei Startplätze für den Saisonhöhepunkt in Igls rangeln Armin Frauscher, Reinhard Egger,Jonas Müller und David Gleirscher, der nach seinem schweren Sturz in Königsssee wieder trainiert und buchstäblich mit einem blauen Auge davon gekommen ist. Miriam Kastlunger und Birgit Platzer, die die Europameisterschaft auf den Plätzen fünf und sieben beenden konnten, wollen ihren Lauf ebenso fortsetzen wie Thomas Steu und Lorenz Koller, die als Vierte nur knapp am EM-Podest vorbeigerast und dank der Leistungen von zuletzt im Weltcup wieder in der Gesetzten-Gruppe vertreten sind. David Trojer zog sich bei einem Trainingssturz einen Handgelenksbruch zu und muss mit Partner Philip Knoll auf den Weltcupstart in Lettland verzichten. Ob das Duo die Heim-Weltmeisterschaft in Angriff nehmen kann, soll eine weitere Untersuchung in Innsbruck klären. Der WM-Start von Georg Fischler, der aufgrund einer Herzmuskelentzündung pausiert, klärt sich Ende kommender Woche.

Die Top-15 der Einzelkonkurrenzen qualifizieren sich für den Sprint-Weltcup, der ebenso wie die Team-Staffel im Anschluss an die Herren-Konkurrenz am Sonntag ausgetragen wird. Bereits am Samstag stehen die Entscheidungen bei den Damen und im Doppelsitzer auf dem Programm.

Stimmen:

Wolfgang Kindl:

„Je schwieriger umso lieber, von da her taugt mir die Bahn. Dass ich hier schnell rodeln kann habe ich schon öfters bewiesen. Im Vorjahr habe ich zu viel riskiert und das Podest mit einem blöden Fehler im zweiten Lauf leichtfertig verschenkt, das sollte diesmal nicht passieren, auf der anderen Seite wird es wieder eine volle Attacke brauchen. Sowohl der Weltcupführende Roman Repilov als auch der frisch gebackene Europameister Semen Pavlichenko (Anm.: beide RUS) sind aktuell pfeilschnell, auch vom Italiener Dominik Fischnaller weiß man, dass er sehr gut in Form ist. Die Deutschen muss man sowieso immer auf der Rechnung haben, hinzu kommen die Gastgeber und wohl auch die Amerikaner. Unterm Strich steckt viel Spannung drinnen, es ist sicher einiges möglich.“

Rene Friedl/ÖRV-Cheftrainer:

„Wir sind am Dienstag angekommen und gut in den Trainingsbetrieb reingekommen, die Bahn ist in einem Top-Zustand und sehr schnell, es sieht alles ganz gut aus. Wir sind trotz der Ausfälle positiv und zuversichtlich gestimmt, wollen unseren Lauf fortsetzen und wenn alles perfekt klappt drei Podestplätze einfahren. Das wäre das Optimum.“

Zeitplan Sigulda: