Österreichs Kunstbahn-Rodler fahren in der vorolympische Saison im Gesamt-Weltcup auf´s Podest, zwei Medaillen und ein ordentliches Paket an Daten und Fakten ein. Die Analyse lässt nicht lange auf sich warten.
Nach der Saison ist vor der Saison – getreu diesem Motto hängen die ÖRV-Asse nach dem Weltcupfinale von Sotschi noch einen Trainingslehrgang in Königssee an. Anschließend folgen Regeneration und drei Wochen Urlaub, Anfang April wird wieder mit der Aufbauarbeit begonnen. Auf die Schützlinge von Cheftrainer Rene Friedl wartet ein umfassendes Athletiktraining, parallel dazu wird im vereisten Startblock in Innsbruck an der Starttechnik und den Reaktionszeiten für den Team-Wettbeweb gearbeitet. Die frühzeitige Weichenstellung soll die Lücke zu Deutschland schließen, das in der abgelaufenen Saison in allen Lagen eine Klasse für sich war.
Nahe dran ist man bei den Doppelsitzern, wo man den Rest der Welt gut im Griff hat und immer neben Deutschland vom Podest winken konnte. Das betrifft sowohl Peter Penz und Georg Fischler, die bei der Europameisterschaft in Oberhof Bronze holten, als auch Andreas und Wolfgang Linger, die bei der Weltmeisterschaft im kanadischen Whistler auf Rang drei rasten. Auch im Weltcup rodelte immer ein heimisches Duo unter die Top3, die Konstanz von sieben Podestplätzen brachte Penz/Fischler letztendlich Rang drei im Gesamtweltcup. Die Linger-Brüder, die heuer intensiv in der Trickkiste gewühlt und viel am Set-up getüftelt haben, sorgten in Winterberg für den einzigen rot-weiß-roten Weltcupsieg, im Gesamtweltcup müssen sich die Vorjahressieger diesmal mit Platz vier begnügen.
Bei den Einsitzern sieht die Lage nicht ganz so rosig aus. Zwar gab es einige Lichtblicke, unterm Strich wurde man den eigenen Ansprüchen aber zu selten gerecht. Positiv fällt die Verbesserung im Athletikbereich und am Start auf, fahrtechnisch gilt es vor allem bei den Damen nachzubessern. Eine starke zweite Saisonhälfte gelang Wolfgang Kindl, der sowohl bei der Welt- als auch Europameisterschaft auf Platz acht landete. Manuel Pfister, der nach seiner Schulter-Operation mit Trainingsrückstand in die Saison eingestiegen war, startete mit zwei Top 6 Plätzen sehr ansprechend, wurde aber nach Weihnachten mit neuerlichen Schulterproblemen etwas zurückgeworfen. Bester ÖRV-Fahrer im Gesamt-Weltcup wurde Bruder Daniel mit Platz neun, bei den Damen beendete Nina Reithmayer die Saison ebenfalls auf Rang neun, als bestes Saisonergebnis konnte die Innsbruckerin einen 7. Platz einfahren. Zu wenig für die Olympia-Zweite von 2010, die ihre Leistung als solide aber definitiv zu brav umschreibt. Mona Wabnigg und Birgit Platzer haben das Weltcupticket regelmäßig lösen können, ein Ausreißer nach vorne gelang aber weder der Tirolerin, noch der Oberösterreicherin. Starke Signale kommen hingegen von der nächsten Generation, Miriam Kastlunger rodelte die bei ihrer Weltcup-Premiere in Igls auf Platz 10, David Gleirscher holte bei der Jugend-Weltmeisterschaft die Bronzemedaille.
Rene Friedl, ÖRV-Cheftrainer:
„Österreich zählt im olympischen Rennrodelsport zu den führenden Nationen, wir sind regelmäßige Medaillenlieferanten und haben entsprechend hohe Ansprüche. Diesen konnten wir heuer nicht ganz gerecht werden, trotzdem blicken wir positiv in die Zukunft. Bei den Doppelsitzern haben wir zwei Schlitten die auf jeder Bahn ganz vorne rein fahren können und die bei den Olympischen Spielen ihren Medaillenanspruch erheben werden. Das ist keine Selbstverständlichkeit und Produkt einer langjährigen internen Trainingsgemeinschaft, wo mit offenen Karten gespielt wird. Penz/Fischler und die Linger-Brüder pushen sich gegenseitig und arbeiten extrem zielorientiert, hier sind wir sehr optimistisch, die Lücke zu Deutschland schließen zu können. Im Einsitzer stagniert die Sache leider ein wenig. Die Arrivierten kommen nicht nach Wunsch vom Fleck, wir sind zwar solide Platzfahrer, für mehr hat es heuer aber leider nicht gereicht. Hier gilt es entgegen zu steuern, wir werden die Saison intensiv analysieren und mit neuen Reizen in die Vorbereitung starten. Positiv sind die Signale aus der zweiten Reihe, die den internen Konkurrenzkampf weiter anheizen. Jeder weiß, was zu tun ist und jeder muss in der Vorbereitung über seine Grenzen gehen.“
Gesamtweltcup 2012/13, Endstand:
DOPPELSITZER:
1. Tobias Wendl/Tobias ArltGER827
2. Toni Eggert/Sascha BeneckenGER628
3. Peter Penz/Georg FischlerAUT610
4. Andreas Linger/Wolfgang Linger AUT 522
5. Christian Oberstolz/Patrick GruberITA518
HERREN:
1. Felix LochGER650
2. Andi LangenhanGER613
3. David MöllerGER607
4. Armin ZöggelerITA549
5. Albert DemchenkoRUS516
9. Daniel PfisterAUT281
10. Manuel Pfister AUT278
11. Wolfgang KindlAUT269
23. Reinhard EggerAUT159
DAMEN:
1.Natalie GeisenbergerGER855
2. Anke Wischnewski GER655
3. Tatjana HüfnerGER561
9. Nina Reithmyer AUT325
17. Mona Wabnigg AUT202
19. Birgit PlatzerAUT187
43. Miriam KastlungerAUT36
TEAM-STAFFEL:
1.Deutschland
6. Österreich