Österreichs Rodel-Team legt bei der Weltmeisterschaft im deutschen Altenberg nach und holt am zweiten Tag vier weitere Medaillen, darunter zwei aus Gold. Damit polierten die Schützlinge von Cheftrainer Christian Eigentler, die am Freitag in den Sprint-Bewerben bereits den kompletten Medaillensatz abgeräumt haben, ihre WM-Bilanz im SachsenEnergie-Eiskanal weiter auf. Am Sonntag folgen die Entscheidungen im Damen-Einsitzer und der Team-Staffel.
Selina Egle und Lara Kipp, die im gestrigen Sprint aufgrund erheblicher Linienprobleme mit Rang acht Vorlieb nehmen mussten, gelang im olympischen Disziplinenrennen ein beeindruckender Konter. Die ÖRV-Damen, die sich sich mit der zweitschnellsten Zeit eine optimale Ausgangsposition geschaffen hatten, zogen mit einem blitzsauberen zweiten Durchgang an den Halbzeitführenden Anda Upite/Zane Kaluma vorbei und sicherten sich damit ihren ersten WM-Titel im Damen-Doppelsitzer. Upite/Kaluma rodelten zu Silber, Forgan/Kirkby (USA) jubelten über Bronze. Die 21-jährigen Tirolerinnen, die im Vorjahr bei den Titelkämpfen in Oberhof bereits über zwei WM-Silbermedaillen jubeln konnten, gewannen damit in Altenberg auch die U-23-Weltmeisterschaft.
Im Einsitzer der Herren, die im Anschluss in die Bahn gestartet waren, nahm der rot-weiß-rote Erfolgslauf seine Fortsetzung. NicoGleirscher, als Viertschnellster nach dem ersten Durchgang in absoluter Schlagdistanz zu den Podestplätzen, blieb im zweiten Lauf im Gegensatz zur direkten Konkurrenz ohne groben Schnitzer und wurde für seine Konstanz mit der Silbermedaille belohnt. Für den Vize-Europameister von Igls ist es die erste WM-Medaille im traditionellen Herren-Einzel, im Sprint hatte der 26-Jährige Stubaier 2021 bereits Gold gewonnen. Der Deutsche Max Langenhan rodelte mit zwei Bestzeiten zum WM-Titel, Bronze ging an Landsmann Felix Loch. Bitter verlief das Rennen für David Gleirscher. Der 29-Jährige, der sich gestern im Sprint zum Weltmeister gekrönt hat, war als Halbzeitzweiter auf dem besten Weg zu einer weiteren WM-Medaille. Im Finallauf ließ der Olympiasieger von 2018 ausgangs der Kurve 14 nach einigen Banden allerdings viel Zeit liegen und rutschte unmittelbar hinter Titelverteidiger Jonas Müller auf Rang sieben zurück. Für Müller, der vor zwei Wochen in Igls EM-Gold gewann, aber mit dem SachsenEnergie-Eiskanal traditionell seine Probleme hat, ist der sechste Rang das persönlich beste Ergebnis in Altenberg. Pure Enttäuschung überwog bei Wolfgang Kindl. Der Natterer kassierte im ersten Lauf am Weg zu einer absoluten Top-Zeit ebenfalls ausgangs der Kurve 14 ein paar heftige Banden und rodelte mit Platz 22 an der Finalqualifikation (Top-20) vorbei. Glück im Unglück: Der gebrochene Mittelfußknochen blieb bei den harten Einschlägen verschont, damit konnte der 35-jährige Tiroler 90 Minuten später im Doppelspitzer antreten, wo die Österreicher die nächsten Ausrufezeichen folgen ließen.
Die heimischen Duos schufen sich dank der Halbzeitführung von Juri Gatt und Riccardo Schöpf, sowie dem zweiten Zwischenrang von Thomas Steu und Wolfgang Kindl eine perfekte Ausgangsposition. Mit Yannick Müller und Armin Frauscher auf Halbzeitrang fünf lag auch der dritte ÖRV-Doppelsitzer in Lauerstellung. Gatt/Schöpf, die gestern in Altenberg im Sprint mit Bronze ihre erste WM-Medaille überhaupt bejubeln konnten, zeigten im Finale keine Nerven und krönten ihr WM-Wochenende nach durchwachsenen Trainingsleistungen mit dem Weltmeistertitel im klassischen Format. Mit dem Sieg gewann die beiden 22-jährigen Tiroler auch die U-23-Weltmeisterschaft. Vier Hundertstel hinter ihren Teamkollegen landeten Thomas Steu und Wolfgang Kindl auf Rang zwei. Das neu formierte ÖRV-Duo, in ihrer Premierensaison Führende im Weltcup, frisch gebackene Europameister und gestern WM-Zweite im Sprint, wusste damit neuerlich zu glänzen. Yannick Müller und Armin Frauscher beendeten die Titelkämpfe auf Rang fünf, damit gelang dem Vorarlberger und seinem Tiroler Untermann die Wiedergutmachung für den verpatzen gestrigen Sprint-Bewerb.
Die 52. FIL Rodel-Weltmeisterschaften, an denen 162 Athlet:innen aus 21 Nationen teilnehmen, werden am Sonntag mit den Medaillenentscheidungen bei den Damen und in der Team-Staffel abgerundet.
Stimmen:
Selina Egle:
„Weltmeister zu werden und das auf einer deutschen Bahn, wo der Start einfach viel zählt, das hätten wir uns echt nicht gedacht. Die nervliche Anspannung war natürlich da, logisch ist man nervös, aber ich finde das haben wir mittlerweile halbwegs im Griff. Das es dann so ausgeht ist einfach gewaltig. Ich möchte mich bei den Trainern für die super tolle Arbeit bedanken, auch an die Fans, die heute da waren und Daumen gedrückt haben, echt vielen Dank.“
Juri Gatt:
„Es fühlt sich an wie ein Traum, unglaublich, es dauert glaub ich noch ein bisschen, bis wir das gecheckt habe. Danke an alle die uns unterstützt haben, ohne die Trainer, die Familie und die Kollegen hätten wir das nicht geschafft. Das ist ein Sieg, den wir gemeinsam geholt haben.“
Riccardo Schöpf:
„Mit den eigenen Leute aus dem Team auf dem Podest stehen ist einfach noch einmal schöner, da ist das Podest doppelt so viel wert. Die Familie ist da, das sind einfach Emotionen, die überwältigend sind, die kann man nicht beschreiben. Du bist einfach baff, lässt es auf dich einwirken.“
Thomas Steu:
„Kurz hat es mir weh getan, weil ich den gleichen Fehler schon gestern gemacht haben, aber mit den Weltmeistern bin ich absolut zufrieden, ein saugeiles Ergebnis. Danke an alle!“
Wolfgang Kindl:
„Wir haben im ersten Lauf bereits einen kleinen Fehler gemacht, auch der zweite war im unteren Bereich etwas wackelig. Da nimmt man dann nicht den ganzen Speed mit, die 16 war auch zu spät, das sind Kleinigkeiten, die sich speziell im Doppel summieren. Unten würde man schon was finden, aber wir sind happy, haben bei unserer ersten WM zwei Medaillen geholt.“
Nico Gleirscher:
„Im ersten Moment habe ich mich gar nicht so gefreut, dass ich zweiter werde, sondern darüber geärgert, dass David verhaut hat, aber so ist das im Sport. Sehr schade für ihn, da ist für mich auch kurz eine Welt zusammengebrochen, aber natürlich bin ich mit der Medaille überglücklich. Ich weiß noch gar nicht wer morgen im Team fährt, das entscheiden die Trainer, aber egal wer fährt, wir haben eine gute Medaillenchance und werden voll angreifen.“
Ergebnisse/Weltmeisterschaft:
Doppelsitzer/Damen
1. | Selina Egle/Lara Kipp | AUT | 1:24.761 |
2. | Anda Upite/Zane Kaluma | LAT | +0.050 |
3. | Chevonne Chelsea Forgan/Sophia Kirkby | USA | +0.136 |
U23 - Wertung:
1. | Selina Egle/Lara Kipp | AUT | 1:24.761 |
2. | Maya Chan/Reannyn Weiler | USA | +0.397 |
3. | Anna Cezikova/Lucie Jansova | CZE | +1.461 |
Herren
1. | Max Langenhan | GER | 1:47.813 |
2. | Nico Gleirscher | AUT | +0.761 |
3. | Felix Loch | GER | +0.817 |
6. | Jonas Müller | AUT | +1.037 |
7. | David Gleirscher | AUT | +1.1.111 |
22. | Wolfgang Kindl | AUT | 55.301 |
Doppelsitzer/Herren
1. | Juri Gatt/Riccardo Schöpf | AUT | 1:22.924 |
2. | Thomas Steu/Wolfgang Kindl | AUT | +0.046 |
3. | Tobias Wendl/Tobias Arlt | GER | +0.355 |
5. | Yannick Müller/Armin Frauscher | AUT | +0.655 |
U23 - Wertung
1. | Juri Gatt/Riccardo Schöpf | AUT | 1:22.924 |
2. | Eduards Sevics-Mikelsevics/Lukass Krasts | LAT | +0.592 |
3. | Marcus Mueller/Ansel Haugsjaa | USA | +1.220 |