LOSLASSEN KÖNNEN

Es hat sich angekündigt, ist gut überlegt und mit heute amtlich: Peter Penz und Georg Fischler, beenden ihre Rodel-Karriere und wechseln die Seite.

Es hat sich angekündigt, ist gut überlegt und mit heute amtlich: Die Olympia-Zweiten von Pyeongchang, Peter Penz und Georg Fischler, beenden nach 15 Jahren im Eiskanal ihre Rodel-Karriere und wechseln die Seite.

Fast die Hälfte ihrer bisherigen Lebensjahre haben Peter Penz (34) und Georg Fischler (33) gemeinsam auf einer Rodel gelegen, Höhen wie Tiefen durchlebt und viel Geduld und Fleiß aufbringen müssen, um mit einem Happy End vom Schlitten steigen zu können. 

Nach dem Weltmeistertitel bei den Junioren wechselten die Tiroler 2004 in den Weltcup, wo sie im Windschatten der Doppel-Olympiasieger Andreas und Wolfgang Linger sukzessive an die Weltspitze herangeführt und groß gemacht wurden. 2010 gelang in Park City der erste Weltcupsieg, in der darauffolgenden Saison dann der Dauerjubel: zunächst der frenetisch umjubelte Heimsieg beim Weltcupauftakt in Igls, dann WM-Bronze in Altenberg (GER), dann der EM-Titel, errodelt im russischen Paramonovo.

Nach einer starken vorolympischen Saison und Rang 3 im Gesamt-Weltcup, zeigten Penz/Fischler auch im Olympia-Winter 2014 mit regelmäßigen Podestfahrten auf. Die Doppelsitzer reisten als Mitfavoriten auf die begehrtesten Plätze mit nach Sotschi, wo sie am Weg zu Olympia-Bronze einen bitteren Bauchfleck fabrizierten und vom dritten auf den letzten Rang durchgereicht wurden. Eine brutal harte Erfahrung, die beide ordentlich schlucken und dann die richtigen Schlüsse ziehen ließ.

2015 raste das Duo in Sigulda zum Vize-Weltmeistertitel, zwei Wochen später gelang in Sotschi dank EM-Silber die Aussöhnung mit der Olympiabahn. Im Jahr darauf polierte das Duo ihre Medaillenbilanz mit EM-Bronze (Altenberg) und WM-Silber im Sprint (Königssee) weiter auf. Die vorolympische Saison begann mit einem Podestplatz in vier Rennen etwas verhalten, Ende Dezember 2016 dann die Hiobsbotschaft: Bei Georg Fischler wurde im Rahmen einer Routineuntersuchung eine Herzmuskelentzündung diagnostiziert, die Heim-Weltmeisterschaft im Jänner 2017 stand in den Sternen, die Fortsetzung der Karriere wurde hinterfragt. Für den Thaurer Familienvater waren kurze Spaziergänge das Maximum an Belastung, eine dreiwöchige Unsicherheit zehrte am Gemüt, ehe von den Ärzten nach weiteren Checks grünes Licht für den WM-Einsatz folgte. Aufgrund des Trainingsrückstands starten die Lokalmatadore ohne Erwartungen in die Titelentscheidung, die mit der Silbermedaille im Sprint-Bewerb ein hollywoodreifes Ende nahm. Anschließend verschrieb sich Fischler Regeration in Form von Ruhe, einzig für die Olympiageneralprobe in Pyeongchang kehrte er mit seinem Partner zurück auf den Schlitten.

Nach einem etwas ruhigerem Sommer und völlig genesen heimste das Duo im Olympiawinter 2018 einen Weltcupsieg im Sprint (Lillehammer) und sechs weitere Podestplätze ein, ehe im südkoreanischen Pyeongchang der Vorhang fiel. Der Rest ist Geschichte: erst die Silbermedaille im Doppelsitzer, dann die Bronzefahrt mit der Mannschaft. Am Höhepunkt ihrer Karriere war dann die Frage ob weitermachen oder zurücktreten eine, die viel Zeit und Abstand in Anspruch nahm und mit einem Happy End für alle Beteiligten endete. Peter Penz wird dem Verband als Trainer zu Verfügung stehen und in erster Konsequenz für das Athletiktraining verantwortlich sein, Georg Fischler unterstützt den ÖRV in der Vorbereitung auf die kommende Saison und  startet im Idealfall spätestens Ende des Jahres die Ausbildung bei der Polizei.

Ihre letzte gemeinsame Fahrt zelebrieren Peter Penz und Georg Fischler im Rahmen des Weltcupauftakts in Igls, am 24./25. November 2018.

Stimmen:

Peter Penz:
„Die Entscheidung für den Rodelsport war absolut richtig, es war eine tolle Schule fürs Leben, die nicht immer einfach aber reich an Erfahrungen war und fantastisch geendet hat. Trotz mancher Rückschläge hat das Feuer nie aufgehört zu brennen, deshalb waren wir uns nach Pyeongchang lange Zeit nicht sicher ob wir noch eine Saison dranhängen und dann weiterschauen, oder ob wir es gleich bleiben lassen. Dabei ist es natürlich auch um die Frage gegangen, wie es beruflich weitergeht. Die Möglichkeit die Seite zu wechseln und mit dem Verband weiterzuarbeiten hat die Entscheidung dann für mich um vieles leichter gemacht. Ich freue mich extrem über die Zusammenarbeit mit den Athleten, spüre das ich etwas bewirken kann. Es fühlt sich an wie während der aktiven Karriere, es ist viel Leidenschaft und Herzblut dabei.“

Georg Fischler:
„Es war eine lange und phasenweise sehr herausfordernde Zeit, die ich auf keinen Fall missen möchte. Weder die schönen, noch die bitteren Momente, an denen wir fast zerbrochen wären. Wir sind sehr unterschiedliche Typen, genau das hat uns in Krisen stark gemacht und nicht aufgeben lassen. Am Ende blicke ich mit einem Grinser und voller Dankbarkeit zurück. Wir haben in unserer Karriere viele Freunde und Unterstützer gewonnen, hatten super Mannschaftskollegen und tolle Trainer. Jetzt folgt ein neuer Lebensabschnitt, mit neue Herausforderungen und Erfahrungen und ein etwas anderes Leben, auf das ich mich sehr freue. Ich stehe dem Verband bis zu meinem Ausbildungsbeginn voll und ganz zur Verfügung und werde immer ein Teil der Rodelfamilie bleiben.“

Markus Prock/ÖRV-Präsident:
„Es wäre uns schon recht gewesen wenn sie noch ein, zwei Jahre weitermachen, auf der anderen Seite ist es natürlich super, dass sie ihr Know-How dem Verband weiterhin zu Verfügung stellen. Es war und bleibt unser Ziel ehemalige Erfolgsrodler wie Tobias Schiegl, Markus Kleinheinz oder Veronika Halder in die Verbands- und Trainerarbeit zu integrieren, oder wie im Falle von Andreas und Wolfgang Linger sie als Fachratgeber im Hintergrund zu wissen. Ich bin Peter und Georg sehr dankbar für alles was sie als Aktive für den Rodelsport und das Team geleistet haben und bin mir sicher, das sie auch in ihren neuen Rollen einen wichtigen Beitrag leisten und voll überzeugen werden.“