GLEITEN UND HETZEN

Nach Igls und Lake Placid gastiert der Rodel-Weltcup am Freitag und Samstag im kanadischen Whistler. Die bisher bärenstarke Ausbeute sorgt im ÖRV-Lager für berechtigte Zuversicht, bei den Prognosen bleibt man dennoch zurückhaltend.

Jonas Müller ist im Einsitzer aktuell das Maß aller Dinge. Der amtierende Sprint-Weltmeister bestätigte beim Auftakt der Nordamerika-Rennen seinen Premierensieg von Igls, streute zudem Rang drei im Sprint ein und trägt das Gelbe Trikot des Weltcup-Leaders. Der Bludenzer ist auf der Olympiabahn von 2010, auf der in der kommenden Saison die WM-Medaillen vergeben werden, der große Gejagte. Dem 22-Jährigen fehlt in Whistler allerdings die Erfahrung, zudem ist der Kreis an Mit-Favoriten nicht kleiner geworden. Einer der weiß, wie man im Eiskanal am Blackcomb Mountain Bestzeiten fährt, ist Wolfgang Kindl. Der Tiroler gewann im Vorjahr mit Bahnrekord. Auch Reinhard Egger kehrt mit guten Erinnerungen zurück, der amtierende Vize-Weltmeister kam vor einem Jahr in Whistler auf Rang drei. David und Nico Gleirscher vervollständigen das Herren-Team, bei den Damen starten Madeleine Egle und Hannah Prock.
 
Bei den Doppelsitzern blicken Thomas Steu und Lorenz Koller mit zwei dritten Plätzen auf einen überaus gelungenen Saisonstart zurück. In Anbetracht der verletzungsbedingten Sorgenfalten unmittelbar vor dem Heimrennen war nicht zwingend mit zwei Podestplätzen zu rechnen. Im Vorjahr beendete das Duo das Rennen nach der Halbzeitführung auf Rang vier. Für Yannick Müller und Armin Frauscher, die ihre Debüt-Saison im Doppelsitzer absolvieren und in Igls haarscharf an den Top-10 vorbeigerast waren, folgt die nächste Premiere.
 
Während Jonas Müller, Wolfgang Kindl und Nico Gleirscher, sowie Thomas Steu/Lorenz Koller gesetzt sind, muss sich der Rest der ÖRV-Mannschaft das Weltcupticket am Donnerstag im Nationencup sichern. Die Gesetztengruppe ergibt sich aus den Ergebnissen der drei vorangegangenen Weltcups. Der Whistler-Weltcup wird in der Nacht von Freitag auf Samstag von den Damen eröffnet, anschließend absolvieren die Herren ihre Läufe. Die Entscheidung der Doppelsitzer und ein Sprint-Weltcup werden 24 Stunden später ausgetragen.
 
Stimmen:
Jonas Müller:
„Die Bahn ist komplett anders als zuletzt in Lake Placid. Im oberen Bereich gibt es praktisch keine Lenkpunkte, es ist ein anderes Rodeln. Ich bin hier einen Junioren-Weltcup gerodelt, war im Vorjahr als Vorläufer am Start, damit wird es mein erster Weltcupstart in Whistler in der allgemeinen Klasse. Der fehlenden Bahn-Erfahrung stehen mein Selbstvertrauen und meine Form gegenüber. Ich versuche das Ganze locker anzugehen und voll draufzudrücken, wenn es darauf ankommt.“
 
Lorenz Koller:
„Von der Charakteristik her ist es eher eine Gleiterbahn, man spürt wenig, bekommt kaum Feedback. Wir sind heuer zum dritten Mal hier, haben während der Woche intensiv getestet, fahren mit einer neuen Schiene. Der Lauf ist unten raus brutal schnell, aber sehr kurz, umso wichtiger ist der Start, wo wir zuletzt aufgrund meiner Operation am Ellenbogen noch Defizite hatten. Wenn wir hier noch zulegen, sind wir sicher konkurrenzfähig, das Podest ist das Ziel. Wobei die Deutschen, Russen und Letten auf keinen Fall zu unterschätzen sind.“
 
Wolfgang Kindl:
„Oben langsam, unten raus sauschnell, die Bahn kommt definitiv den guten Startern entgegen und zu denen zähle ich nun mal nicht. Um das Handicap wettzumachen braucht es Länge, aber die fehlt der Bahn. Ich habe in den vergangenen Wochen deutlich zurückgesteckt, war kaum im Kraftraum, zudem bin ich bei der Materialabstimmung noch nicht ganz dort, wo ich im Vorjahr um diese Zeit war.“
 
Programm/Weltcup Whistler:

13. Dezember:Damen1. Lauf (22:40 Uhr/MEZ)
 Damen2. Lauf (00:05 Uhr)
 Herren1. Lauf (01:25 Uhr)
 Herren2. Lauf (03:05 Uhr)
14. Dezember:Doppelsitzer1 Lauf (21:50 Uhr/MEZ)
 Doppelsitzer2. Lauf (23:10 Uhr)
 Sprint-Weltcup(00:30 Uhr)
Photo: GEPA pictures/ Andreas Pranter