Die Nerven haben gehalten, die Sensation ist perfekt! Der Tiroler David Gleirscher rodelt im Alpensia Sliding Centre zum Olympiasieg.
Der 23-jährigen Olympia-Debütant, der in seiner Karriere noch nie am Weltcuppodest stand und sich nach einer ungemein spannenden Ausscheidung erst als letzter ÖRV-Athlet das Ticket für Pyeongchang sichern konnte, setzt damit den Erfolgslauf der Rodler bei Olympischen Spielen fort. Seit 1992 und damit zum achten Mal in Folge haben die ÖRV-Asse bei Winterspielen immer zumindest eine Medaille erobert.
Der Stubaier, nach dem ersten Tag auf Zwischenrang zwei, besticht im Finale mit konstant guten Laufen und extrem starken Nerven. Im dritten Heat zieht der Amerikaner Chris Mazdzer mit einem neuen Bahnrekord an Gleirscher vorbei, der dank der viertschnellsten Zeit aber auf Medaillenkurs bleibt und den Spieß in Folge umdreht. Während der Österreicher bei einem Drift den Fuß auf das Eis geben muss, den Schlitten aber noch abfangen kann, kassiert der bis dahin überlegen führende Deutsche Felix Loch eine Bande und fällt auf Rang fünf zurück. Gleirscher reicht die abermals viertschnellste Laufzeit um Mazdzer mit 26 Tausendstel Sekunden auf Distanz zu halten. Bronze geht an den Deutschen Johannes Ludwig.
Doppel-Weltmeister und Mitfavorit Wolfgang Kindl, der nach einem durchwachsenen ersten Tag im Finale mit einem Schienenwechsel volles Risiko geht, zeigt im letzten Lauf mit der zweitschnellsten Zeit auf. Unterm Strich muss sich der Natterer bei seinem dritten Olympiaeinsatz mit Rang neun begnügen. Reinhard Egger beendet das Rennen auf Platz 15.
Am Montag folgen die ersten beiden Läufe der Damen. Österreichs Farben werden durch die beiden Debütantinnen Hannah Prock (18) und Madeleine Egle (19), sowie die Oberösterreicherin Birgit Platzer (25) vertreten.
Stimmen:
David Gleirscher:
„Ich bin sprachlos, was da passiert, ist einfach der Wahnsinn. Mit dem habe ich nicht gerechnet. Ich habe heute in der Früh mehr Vorfreude als Druck verspürt, habe versucht nicht daran zu denken, dass ich auf Medaillenkurs bin, das hat super funktioniert. Ich hätte nicht geglaubt, dass dem Felix (Anm: Loch) noch so ein Fehler passiert, es tut mir sehr leid für ihn. Ich habe es bis zum Schluss nicht glauben können und ich werde sicher noch einige Zeit brauchen um das zu realisieren.“
Wolfgang Kindl:
„Wir haben nochmal das Set up geändert und die Schienen getauscht, es ist aber leider nur einmal aufgegangen. Ich bin erst im letzten Lauf so richtig ins Rodeln gekommen, der Rest ist nicht so verlaufen wie ich mir das erhofft habe. Das ist natürlich enttäuschend. Dank David haben wir aber allen Grund zu feiern. Ich bin sein Zimmerkollege, für mich war es eine Ehre ihm als erster gratulieren zu dürfen.“
Reinhard Egger:
„Die Konstanz hat gefehlt, der Speed war auch nicht überragend, dazu die leichte Grippe im Vorfeld - es ist nicht so gelaufen wie ich mir das vorgestellt habe, klar ist man da enttäuscht. Ich muss das alles erst in Ruhe analysieren, wahrscheinlich war auch zu viel Zwang dabei. Das mit David ist natürlich gewaltig, ich freue mich extrem für ihn! wir trainieren und arbeiten alle gemeinsam, sind die ganze Zeit zusammen, da drückt es einem schon die Tränen raus.“
Markus Prock (ÖRV-Sportdirektor):
„Wir haben gewusst, dass wir bei den Herren in Richtung Podium fahren können, David ist sehr schnell in der Bahn und hat extreme Nervenstärke bewiesen. Ich freue mich für das gesamte Team und hoffe natürlich, dass es in dieser Tonart weitergeht. David wird damit auch im Teambewerb starten.“
Herren-Einsitzer/Ergebnis nach 4 Läufen:
1. | David Gleirscher | AUT | 3:10.702 |
2. | Chris Mazdzer | USA | +0.026 |
3. | Johannes Ludwig | GER | +0.230 |
9. | Wolfgang Kindl | AUT | +0.431 |
15. | Reinhard Egger | AUT | +1.225 |